Sonntag, 30. September 2007



Es wird – hoffentlich! – nicht nötig sein, Scheerbart als Dichter vorzustellen. Obgleich seine Bücher, die es so sehr verdient hätten, keine hohen Auflagen erreicht haben und, wie es scheint, jetzt völlig vom Markt verschwunden sind, hat es doch eine Zeit gegeben, die dem humorvollsten Phantasten und dem phantasievollsten Humoristen der modernen deutschen Literatur wenigstens die platonische Anerkennung nicht schuldig blieb. Die Zeit aber, die diesen kosmischen Spötter als sich zugehörig erkennen wird, diese Zeit, daran zweifle ich nicht, wird noch kommen. Es wird die Zeit sein, die von Freiheit des Menschen und seiner Gedanken- und Gefühlswelt wissen und die hinter dem dröhnenden Lachen des Dichters, der seine philosophischen Romane auf dem Mond und dem Jupiter spielen läßt, den tiefsten sozialen Ernst heraushören wird.

Erich Mühsam

Die hoerbuchedition words & music hat die Prophezeiung Erich Mühsams, die er Mitte der 1920er Jahre niederschrieb, wortwörtlich genommen – und bringt nun einige literarische Kostbarkeiten des Dichters Paul Scheerbart (1863-1915) als Hörbuch heraus. Es handelt sich um eine Auswahl kürzerer Prosatexte, die einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt des humorvollsten Phantasten und phantasievollsten Humoristen der modernen deutschen Literatur ermöglichen sollen, vorgetragen von Andreas Mannkopff und musikalisch „scheerbartisiert“ von Kurt Holzkämper + Phon B. Dazu gibt es ein umfangreiches Booklet mit vielen Informationen und phantastischen Zeichnungen des Dichters und Graphikers Paul Scheerbart.

Inhaltangabe:

1. Die gebratene Flunder Tanz Poem der „tiefen“ Richtung
2. Der kluge Frosch Eine Wiesenfabel
3. Die gebratene Ameise Arbeitsspaß
4. Fritz, der Schweinejunge Eine lehrreiche Geschichte
5. Das Lachen ist verboten
6. Der gläserne Schrecken
7. Wir maken Allens dot! Clownerie
8. Der Weg zur Schlachtbank Rede eines Ochsen
9. Verstiegen...
10. Der lachende Wolf
11. Kuddel-Muddel oder Die vielen Rosinen
12. Das Windspiel Eine Hundsvignette
13. Die Fabrik lebenslustiger Kreaturen Kosmische Existenz-Komödie
14. Die Welt ist ein Kuhstall Eine Kater-Szene
15. Die kosmischen Postillione Eine Marionettentheater-Geschichte
16. Eigensinn Moralische Erzählung

1 Audio CD / Stereo / Laufzeit: ca. 76 Minuten / Produktion: hoerbuchedition words & music / Regie: Peter Eckhart Reichel

Preis: *EUR 14,95 / *SFR 24,70
*unverbindliche Preisempfehlung



Inhaltsangabe:

Zwei alte Männer sitzen sich in einem großen altertümlichen Badezuber gegenüber. Die Luft ist stickig und heiß: Es sind Barclay und Felipe, beide um die 85 Jahre alt. Sie scheinen sich noch nicht sehr gut zu kennen, denn, zumindest Felipe ist sehr neugierig und quält Barclay unablässig mit seinen Fragen. Noch während sie im Dampfbad sitzen und schwitzen, erinnert sich Barclay an eine Jugendliebe und erzählt Felipe, auf dessen drängen, eine sehr merkwürdige Liebesgeschichte. Doch er wird dabei immer wieder von seinem Gegenüber unterbrochen - und so verliert Barclay bald die Lust am erzählen. Doch Felipe läßt nicht locker. Er will unbedingt erfahren, wie diese Geschichte ausging, damals, vor ungefähr 60 Jahren. Barclay erinnert sich nur ungern an das peinliche Ende dieser Liebesbeziehung, deshalb >literarisiert< er die Handlung ein wenig, ohne dass Felipe davon etwas merkt. Barclay erzählt auch, dass er aus Irland stamme, Felipe sagt, er komme aus Spanien. Langsam lernen sich die beiden alten Männer näher kennen.Aber schnell wird auch klar: Beide unterscheiden sich deutlich in ihren Lebensansichten, Gewohnheiten und Charakteren. Irischer Eigensinn trifft auf katalanisches Temperament. Doch es gibt auch Gemeinsamkeiten. Der eine sagt von sich, daß er Schriftsteller sei, der andere behauptet, ein bekannter Maler zu sein. Beide haben einmal zur gleichen Zeit als Künstler in Paris gelebt, dort sind sie einander jedoch niemals begegnet. War dies Zufall oder Absicht? Dabei hatten beide in der Stadt einige gemeinsame Bekannte: Dichter, Maler, Kunstmäzene. Jedoch die einstigen Weggefährten sind alle längst gestorben und beerdigt. Es scheint fast so, als wären Barclay und Felipe die letzten beiden Exemplare einer aussterbenden Gattung. Jetzt sind auch sie von Alter und Krankheit gezeichnet. Ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit. Sie vertreiben sich diese mit Erinnerungen und fallen sich so in unterschiedlichster Art und Weise bald gegenseitig auf die Nerven.Doch je länger sie sich unterhalten, umso mehr mißtrauen sie einander, können aber trotzdem nicht voneinander lassen. So entwickelt sich nach und nach eine Schicksalsgemeinschaft. Der Sinn ihrer „Anwesenheit“ wird ergründet. Barclay und Felipe geben schließlich ihre „wahre“ Identität preis. Sind sie aber tatsächlich diejenigen Personen, die sie vorgeben zu sein? Handelt es sich vielleicht doch bei beiden um „Double“ derjenigen Künstlerpersönlichkeiten, die sie darzustellen versuchen? Barclay und Felipe reden viel daher, streiten miteinander, versöhnen sich aber auch schnell wieder. Doch immer wieder wird das Vertrauen des einen zum Spielball des anderen - und das absurde Spiel spitzt sich mehr und mehr zu.
Diese surreale Komödie spielt an einem unheimlichen Ort. Es könnte ein Altenheim für betagte Künstler sein, wenn nur nicht die Unterkunft mehr einem Gefängnis ähnelte. Oder befinden sich die Alten etwa doch in einer Irrenanstalt, in der sie ihre Phantasmen scheinbar grenzenlos ausleben können? Der sinnliche, mal witzige, mal melancholische Dialog nimmt am Ende eine überraschende Wende.Samuel Barclay Beckett (1906-1989) und Salvador Felipe Jacinto Dalí (1904-1989) sind sich zu Lebzeiten vermutlich niemals begegnet. Dieser Umstand inspirierte den Autor, das ungewöhnliche und fiktive Aufeinandertreffen der beiden Individualisten zu arrangieren.

ISBN 978-3-9811778-0-0

1 Audio CD / Stereo / Laufzeit: ca. 68 Minuten / Produktion: SFB (heute RBB) 1996
Regie: Hans Gerd Krogmann
Preis: *EUR 14,95 / *SFR 24,70
*unverbindliche Preisempfehlung

Zu bestellen bei: www.words-and-music.de